Was hat letztlich für dich den Ausschlag gegeben, die erste Frauenmannschaft der HSG zu übernehmen? Zumal du ja durch deine Spielertätigkeit bei der Männermannschaft ja zeitlich schon recht eingespannt bist.
Marcel Köhler: „Glücklicherweise habe ich durch mein Studium aktuell Luft, da es sich dem Ende entgegen neigt, daher lässt sich das gut vereinbaren. Ich habe in der vergangenen Saison ja schon ab und an mal ausgeholfen und kenne die Mannschaft, zudem hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Außerdem wusste ich, dass Michael (Gilbert) jemanden sucht, der ihn entlasten kann, weshalb ich mich am Ende dafür entschieden habe.“
Gibt es eine Aufgabenteilung zwischen dir und Michael oder agiert ihr gleichberechtigt?
Köhler: „Rein formal sind wir beide gleichberechtigte Trainer. Natürlich wird es aufgrund meiner Trainertätigkeit bei der Wetzlarer C-Jugend und bei den Männern nicht ausbleiben, dass ich ab und an nicht da sein werde. Aber dafür haben wir uns ja auch für die Doppellösung entschieden, dann wäre Michael ja dabei.
In der Vorbereitung habe ich schon versucht, die Termine so abzustimmen, dass es möglichst wenig Überschneidungen gibt. Ich werde also versuchen, so oft wie möglich bei den Einheiten dabei zu sein.
Aktuell haben wir auch Gedankenspiele, dass ich vielleicht das Dienstagstraining übernehme, dass Michael dann dort mal Luft hat, während er dann am Donnerstag übernimmt. Montags arbeitet zudem auch Simone Stroh mit dem Team.“
Was habt ihr für die nun laufende Vorbereitung geplant? Wo setzt ihr die Schwerpunkte?
Köhler: „Die körperliche Fitness ist eine Grundvoraussetzung, weshalb viel im Kraft- und Ausdauerbereich gearbeitet wird. Generell möchte ich aber vor allem unser Angriffsspiel flexibler aufstellen. Es wird sicherlich Mannschaften geben, die uns gegenüber körperliche Vorteile haben, sodass es uns gelingen muss, Situationen spielerischer zu lösen. Dafür sind saubere Kreuzungen und Auslösehandlungen, auch unter Tempo, natürlich absolut wichtig.
Unsere 6:0-Abwehr hat in der vergangenen Saison schon sehr gut funktioniert, wir werden aber auch weiter daran feilen, sie ein wenig offensiver zu gestalten, da es in der Oberliga doch deutlich mehr Rückraumschützinnen gibt als noch in der Landesliga. Zudem wollen wir auch weiter an unserer zweiten Deckungsvariante, der 5:1-Abwehr, feilen.“
Gibt es Neuzugänge?
Köhler: „Nein, externe Neuzugänge gibt es bei uns nicht, weshalb es natürlich sehr wichtig ist, dass wir möglichst verletzungsfrei durch die Saison kommen. Daher kommt auch in diesem Jahr der Arbeit mit Simone eine große Bedeutung zu. In der letzten Saison ist es uns hervorragend gelungen, präventiv zu arbeiten und dadurch die Ausfälle wirklich sehr gering zu halten. Daran werden wir auch in der kommenden Spielzeit verstärkt arbeiten.
Ein wenig vakant ist bei uns ja die Torhütersituation, denn neben Julia Olemotz gibt es eigentlich keine feste, zweite Torfrau. Ela Schuster, die ja schon über viele Jahre bei uns gespielt hat, ist aus Marburg zurückgekehrt und wird sich nun als Torhüterin versuchen. Insgesamt haben wir fünf Torfrauen für die erste und zweite Mannschaft, da muss man dann abwarten, wer sich da empfiehlt und wie die Regelung dann für die Saison aussehen wird. Aber ich bin da guter Dinge, da Jan Wüst (Torwart beim Männer-Oberligisten HSG Pohlheim) auch ein Mal pro Woche mit allen Torhüterinnen arbeitet.“
Du kommst aber in eine funktionierende Mannschaft. Da jetzt alles zu ändern, wäre ja wahrscheinlich wenig sinnvoll, oder? Aber eigene Philosophie möchte man als Trainer ja doch einfließen lassen, oder?
Köhler: „Natürlich wäre es Quatsch, jetzt alles, was bislang super funktioniert hat, zu vergessen und alles neu machen zu wollen, nur weil man neu dazukommt. So lange die Dinge, die sich die Mannschaft in den letzten Jahren – auch durch ihre Eingespieltheit – erarbeitet hat, klappen, werde ich daran sicherlich nichts ändern. Dennoch wird es vor allem in der neuen Klasse wichtig sein, auch einen Plan B in der Tasche zu haben, zumal sich Gegner ja auch auf uns einstellen. Daher werden wir wie gesagt versuchen, unser Angriffsspiel flexibler zu gestalten, um auch andere Lösungen zur Hand zu haben.“
Wie sieht die Zielsetzung für die kommende Saison aus?
Köhler: „Wir sind Aufsteiger und haben keinen Neuzugang hinzubekommen. Daher kann es nur ganz klar das Ziel geben, den Klassenerhalt zu schaffen. Alles andere wäre Blödsinn. Wichtig wäre es natürlich, gut in die Saison zu starten. Nach der Partie bei Meister Oberursel warten in den Wochen darauf Mannschaften, mit denen wir uns schon messen wollen. Sollten wir den Schwung der Vorsaison mitnehmen und zu Beginn punkten können, bin ich durchaus optimistisch. Aber natürlich wird es schwer.“